Die Judiths dieser Welt in dawb-Strausberg
Hebbels Judith, (die mit dem Schwert), hat sich in Der Anderen Welt Bühne (dawb) in ein spannendes Multimedia Stück verwandelt. Eine erfrischend emanzipatorische Variante, die im Sommer in Strausberg geboten wird und nicht verpasst werden sollte!
Judith, die mit dem Schwert @Die Andere Welt Bühne
Das neue Sommer-Schauspiel in Der Anderen Weltbühne – dawb
Judith, die Geschichte aus dem Alten Testament, die mit dem Schwert ihren kriegerischen Gatten Holofernes enthauptet, hat Literatur und Malerei viel Inspirationen geliefert.
Das Theaterstück nach Friedrich Hebbel wird nun feministisch und gegenwartsnah von Ines Burdow und Melanie Seeland unter der Regie von Christian Kuchenbuch, die Textfassung von Ines Burdow und Christian Kuchenbuch, in Der Anderen Welt Bühne aufgeführt. Die Frage: War es Vergewaltigung? – Steht im (T)Raum.
Die Strausberger Judith ist ein spannendes Multimedia Stück mit hervorragender Theaterleistung der beiden bekannten Schauspielerinnen und Theaterleiterinnen des dawb. Das schier unbändige Duett ergänzt sich virtuos durch die Erfahrung vieler gemeinsamer Auftritte. Die Zuschauer erleben die verschiedenen Judiths der Welt – eine Junge, eine Alte. Eine, die mal im mittelalterlichen Sprech, die andere, die schlicht mal mit Berlinschnauze kontert. Gemeinsam verhandeln sie fast grotesk die Fragen nach Heldinnenepos, Notwehr, Rache – war es nicht doch Vergewaltigung?.
Die Wechsel zwischen den Szenen und Wandlungen der Judiths und Gegenstände lassen das Stück sich immer wieder neu und unerwartet weiter entwickeln. Mal rezitieren sie vom komplizierten Metallklappbett aus, mal erleben wir die Judits in der belagerten Stadt. Gewürzt mit einem Witz, der freilich niemals ins Lächerliche rutscht. Die Kunst des Synchronsprechens beherrschen die beiden Judiths obendrein perfekt: Der Enthauptung wohnen die Zuschauer live vertont in einer der ersten Verfilmungen des Epos bei. So wird die Bluttat mehr kommentiert, denn ausgeführt. Ein brillianter Perspektivwechsel: Die Grausamkeit historisch cineastisch schwarz-weiß darzustellen und somit den Blick auf das Geschen vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts einfließen zu lassen, ein perfekter Coup. Alles in allem geleiten die Schauspielerinnen die Zuschauer*innen treffsicher zum kopflosen Höhepunkt. Die Multimediaarbeit auf der drehbaren Theaterbühne gibt dem Stück einen extra originellen und tiefgründigen Schliff.
Eine erfrischend emanzipatorische Variante für alle Judiths mit dem Schwerte, die in Strausberg geboten wird und nicht verpasst werden sollte! Und natürlich kommt auch der Mann Holofernes (gelegentlich) zu Wort.
Nächster Spieltermin
Samstag 29.06. um 19.30
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Zeichnung copyright Heike Brunner