Merci, T W O!

7. September 2018

Die zwei Schwestern des Butho-Tanz

Minako Seki und Yumiko Yoshioka, zwei Pionierinnen des Butho-Tanz in Europa zeigen aktuell ihr gemeinsames Stück TWO im Doc11 dem Berliner Publikum.

Butho-Freundschafts-Tanz-Theater, auf höchstem Niveau, könnte man es auch benennen. Denn wenn zwei, die sich kannten und lange zerstritten waren, wieder gemeinsame Sache machen, kann so etwas vollendetes entstehen. Eine echte Herzenssache, wie Regisseur Wolfgang Piontek, am Abend nach der Premiere in bekennt.

Die Tänzerinnen kamen Anfang der 80ern nach Europa und trafen dort auf die freie Berliner Theater- und Perfomance-Scene. Zusammen mit dem Künstler delta RA‘ì, gründeten sie 1988 die deutsch japanische Butho-Tanz-Gruppe: tatoeba – Theatre Danse Grotesque. Die Gruppe tourte weltweit, doch es dauerte nicht lange und die beiden trennten sich, leider zerstritten. Eine jede ging ihrer Wege alleine weiter und beide arbeiteten an ihren Karrieren als erfolgreiche Tänzerinnen.
Beide Frauen sind bekannt für ihren starken Stil und Ausdruck, für eine intensive Bildästhetik und sind als Ausbilderinnen international anerkannt und wertgeschätzt. Dem Regisseur Wolfgang Pionthek ist es nun zu verdanken, das diese beiden hochkarätigen Künstlerinnen, nach fast 20 Jahren, wieder gemeinsam an einem Tisch sitzen können und sogar gemeinsam wieder auf die Bühne traten. Das Thema: Ihre Geschichte, ihre persönliche und die ihres Tanzes.

In spannenden ausdrucksstarken Bildern leben sie ihr Stück tanzend, in einem Raum, der nur durch Licht und Schatten-Linien und mit minimalen Requisiten auskommend in allen Winkeln bespielt wird. Mal die Wände hoch gehend, mal rennen sie tanzend am Boden, vielschichtig wie sie selbst es sind. Der multimediale Einsatz von Video und Klang umrahmt das mal dramatische mal groteske Geschehen, mit vielen dichten Körperaufnahmen oder Probeszenen, so dass das, was wir als Zuschauer nicht sehen können, noch näher kommen kann . Moderne, manga-artige selbstironische Szenen reizen gar die Lachmuskeln und das inzwischen dazu gekommene Thema des Alterns einer Tänzerin wird interessant ins Rampenlicht gerückt. Natürlich ist die Liebe zur Freiheit, zum Selbstausdruck und dem Wiederfinden einer Freundschaft, als roter Faden, immer zu spüren und so ist dieses Stück, zu den erstklassischen tänzerischen Leistung der beiden, als ein echtes Highlight zu bezeichnen.

Berlin hat es gestern mit begeisterten Beifall honoriert, bekanntlich keine ganz leichte Kunst. Die Zuschauer waren sichtlich berührt und in einer Zeit wo zwischenmenschliche Hürden größer werden, ein wirklich wichtiges Stück. Das Leben ist eben zyklisch und wir begegnen uns (selbst) immer wieder, was immer eine Chance birgt etwas Neues zu tun. Die beiden haben den Moment erkannt und etwas großartiges daraus gemacht. Das Stück wurde 2017 in der Eisfabrik Hannover, der „Homezone“ von Wolfgang Pionthek uraufgeführt, der zudem der künstlerische Leiter von Commedia Futura ist, einer freien Theater Gruppe. Schon dort haben sie das Publikum abgeholt und von den Stühlen gerissen. Vielleicht ist es das Versöhnungsthema, was diesem Stück diesen wirklich ganz besonderen Zauber gibt. Danke an TWO und dem Regisseur und allen Beteiligten!
Das Stück ist noch bis Sonntag den 9.9. im Doc 11, Kastanienallee, Berlin zu sehen, Karten sollten telefonisch reserviert werden!

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